Selbst- und Heimverteidigung

Rechtliche Grundlagen

Das Recht auf Selbstverteidigung oder Notwehr im straf- und zivilrechtlichen Sinne ergibt sich in Deutschland aus dem Grundgesetz, genauer durch die Grundrechte, die im Großen und Ganzen Würde, Leben, körperliche Unversehrtheit, Eigentum und die Freiheit grundsätzlich aller Personen schützen, die sich innerhalb des Staatsgebiets der Bundesrepublik Deutschland befinden. Anspruch auf diese Grundrechte hat man also natürlich auch wenn gerade kein Polizist in der Nähe ist. Und das ist der Punkt an dem das Notwehrrecht ansetzt: Denn Notwehr ist diejenige Verteidigung, die notwendig ist um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen abzuwenden. Daher behandeln wir die Selbstverteidigung hier inklusive des Notwehrrechts, das also sowohl die Verteidigung des eigenen Lebens als auch das von Anderen vorsieht. Und diese Verteidigung kann nicht nur durch einen Polizisten ausgeübt werden sondern durch Jedermann, um die Grundrechte von sich oder einem anderen zu schützen. Das heißt, dass alle Grundrechte gleichzeitig notwehrfähige Rechtsgüter im Rahmen der Verhältnismäßigkeit sind, was wiederum bedeutet, dass die Notwehr in der Art ihrer Ausführung erforderlich und geeignet sein muss. Anders ausgedrückt darf der durch die Notwehr verursachte Schaden (am Angreifer/Täter) kein grobes Ungleichgewicht zum erwarteten Schaden aufweisen, der ohne diese Notwehr (am Verteidiger/Opfer) hätte eintreten können. Beispiel: Der Angreifer verwendet für einen tätlichen Angriff auf eine Person ein potenziell tödliches Tatmittel also darf die angegriffene oder eine helfende Person zur Verteidigung Waffen oder Abwehrmittel verwenden, die erforderlich und dazu geeignet sind, die Bedrohung, die von diesem Angriff ausgeht endgültig zu beenden, was dabei in der Regel den legalen Einsatz von ebenfalls potenziell tödlichen Waffen oder Abwehrmitteln zur Verteidigung bedeutet, aufgrund der Anforderungen, die in einer solchen Situation an ein geeignetes Mittel zur Verteidigung gestellt werden können.

Vor allem der Begriff "gegenwärtig" ist bei der Bewertung der Verhältnismäßigkeit und Eignung einer Waffe oder eines Abwehrmittels bei der Notwehr äußerst relevant, da Schäden die durch Maßnahmen der Notwehr erst nach der Notwehrsituation eintreten schnell einen Notwehrexzess und somit den Straftatbestand des Totschlags oder der Körperverletzung darstellen und darüber hinaus zivilrechtliche Schadensersatz- und Schmerzensgeldzahlungen nach sich ziehen können.

Allgemeine Grundlagen

Auch wenn es rechtlich heißt, dass auf einen Angreifer in Notwehr solange eingewirkt werden darf bis der gegenwärtige rechtswidrige Angriff endültig beendet ist, so ist es in der Praxis als Verteidiger sowohl aus rechtlicher Sicht als auch zwecks Eigensicherung doch häufig ratsamer, den Kontakt zum Angreifer bei Gelegenheit zu unterbrechen und so schnell wie möglich das Weite zu suchen. Denn das Hauptziel der Selbstverteidigung sollte es immer sein, selber möglichst unbeschadet die Gefahrensituation zu verlassen anstatt dem Angreifer möglichst viel Schaden zuzufügen. Doch was ist überhaupt zeitgemäße Selbstverteidigung angesichts der heutzutage häufigsten Bedrohungsszenarien? Erst einmal umfasst die Selbstverteidigung grundsätzlich mehr als die unmittelbaren Handlungen und Techniken, um einen Angreifer zu stoppen, unschädlich zu machen oder zu umgehen. Denn Selbstverteidigung fängt beispielweise bereits bei der mentalen Grundhaltung und dem Verhalten an, wie sich beispielsweise im Alltag, vor allem in öffentlichen Bereichen seiner Umgebung möglichst dauerhaft bewusst zu sein und hört nicht auf, nachdem man einen möglich Angriff erfolgreich abgewehrt hat sondern erst nach dem überstandenen Strafverfahren. Denn grundsätzlich wird im Zuge einer Notwehrsituation auch erst einmal immer gegen den Verteidiger ermittelt und ggfs. auch ein Strafverfahren geführt.

Aber zurück zur Frage: Die Meisten werden bei dieser Fragestellung höchstwahrscheinlich als erstes an Kampfkunst denken. Und tatsächlich kann es ergänzend nicht schaden Techniken der unbwaffneten Selbstverteidigung sicher und effektiv zu beherrschen. Doch ist die unbwaffnete Kampfkunst als Fundament der Selbstverteidigung nicht mehr wirklich effizient hinsichtlich der Effektivität, vergleicht man aufgewendete Zeit mit dem doch sehr kleinen Spektrum an zeitgemäßen Bedrohungsszenarien, denen alleine mi Kampfkunst effektiv beizukommen ist. Nein, die moderne und effektive Selbstverteidigung sollte sich auf legale Ausrüstung konzentrieren mit der man für den effektiven und sicheren Umgang trainiert, die man auch im Alltag verdeckt bei sich führt und mit der man einen Angriff optimalerweise auf Distanz stoppen oder abschwächen kann. Persönliche Empfehlungen zu solcher Ausrüstung von mir gibt's an anderer Stelle. Genau genommen ist sogar Begriff "Selbstverteidigung" an sich neu und erweitert zu definieren, möchte man kein defensives Konzept aufrecht erhalten, dass in der heutigen Zeit angesichts alltäglicher Bedrohungsszenarien der Ineffizienz anheimfällt. Denn der Schutz gegen gewalttätige und bewaffnete Angriffe muss als eine gemeingesellschaftliche Aufgabe betrachtet werden. Deshalb behandeln wir die Selbstverteidigung hier auch nicht nur als solche sondern auch als Konzept für den Schutz anderer, vor allem schwächerer Personen, die sich während eines möglichen Angriffs zufällig in unserer Nähe aufhalten. Und um dafür die nötigen Vorbereitungen zu treffen braucht man nicht einmal erheblich mehr Arbeit und Kosten investieren, da einem für die erfolgreiche Selbstverteidigung ohnehin die eigene Umwelt aufmerksam bewusst sein muss. Somit kann man auch direkt auf andere gefährdete Personen in der eigenen unmittelbaren Umgebung achten.

Der Messerangreifer als wahrscheinlichste Gefahr

Was also sind die häufigsten zeitgemäßen Bedrohungszenarien für eine "normale" Privatperson? Die Statistiken geben dazu eine ganz klare Antwort: Die häufigsten Gewaltstraftaten gegen arglose Opfer werden durch junge erwachsene, männliche Täter in Großstädten mit verschiedenen Nahkampfwaffen, zumeist jedoch Macheten und Messern begangen, während Messer häufiger als Tatmittel verwendet werden und somit bei einem möglichen Szenario stärker berücksichtigt werden sollten. Dabei agieren die Täter sowohl als Einzeltäter als auch in Gruppen und greifen mal aus mehr, mal aus weniger rationalen Gründen zumeist aus dem Nichts heraus an. Deshalb braucht es trotz Aufmerksamkeit, dem richtigen Mindset und effektiver Ausrüstung zusätzlich viel Training und situative Vorbereitung um auf solche Angriffe angemessen und überhaupt rechtzeitig reagieren zu können. Vor allem wenn man selber das Ziel eines solchen Angriffs ist. Denn Messer können leicht verdeckt geführt, blitzschnell gezogen und in einer unvorhersehbaren Hieb- und Stichkombination selbst auf engsten Raum zum Einsatz gebracht werden. Einfacher und ungefährlicher ist es dagegen, Ausrüstung, Mindset und Training vorausgesetzt, einen andere Person gegen einen solchen Angriff zu verteidigen wenn man selber nicht das anfängliche Ziele ist. Nice to know: Am häufigsten kommen bei Straftaten herkömmliche langschneidige Küchen-, Brot-, Fleisch- und Metzgermesser zum Einsatz. Die Debatte um Spring-, Klapp- und allgemeine Taschenmesser ist also größtenteils lediglich politischer Aktivismus und Populismus.

Situative Vorbereitung

Was ist situative Vorbereitung? Im Englischen wird gerne der Begriff "situational awareness" und im Deutschen "Situationsbewusstsein" verwendet oder "situative Aufmerksamkeit". Diese Begriffe sind allerdings etwas unpräzise, da man zu jederzeit und nicht nur entsprechend der Situation aufmerksam sein sollte, sofern man dazu in der Lage sein möchte, sich und Andere erfolgreich gegen einen Angriff zu schützen. Deshalb ist der Begriff "situative Vorbereitung" zumindest meiner Meinung nach passender und umfasst alle denkbaren defensiven, passiven und präventiven Möglichkeiten, um sich im Falle eines Angriffs einen taktischen Vorteil zu verschaffen oder sich eben diesem Angriff zu entziehen. Dazu gehört z.B. die eigene Positionierung und Blickrichtung innerhalb eines Raums, das Bereithalten der eigenen Ausrüstung in der Nähe von verdächtigen Personen sowie das Halten einer Sicherheitsdistanz zu den selbigen, um das Zeitfenster zu vergrößern, in dem auf einen möglichen Angriff durch Flucht oder den defensiven Einsatz von Gewalt effektiv reagiert werden kann.

Fundierte Ausbildung

Eine fachlich fundierte Ausbildung sollte immer als Voraussetzung angesehen werden wenn es Ziel ist, sich und Andere in Gefahrensituationen erfolgreich also möglichst effektiv und sicher, gegen tätliche Angriffe zu schützen. Dabei muss nicht jeder zivile Ersthelfer über den Ausbildungs- oder Trainingstand einer professionellen Sicherheits- oder Einsatzkraft verfügen, es kann jedoch auch einer normale Privatperson gerade für den Fall auftretender Gefahrenlagen nicht schaden, die taktischen Grundlagen einer zeitgemäßen und effektiven einsatzbezogenen Ausbildung verinnertlicht zu haben. Haben Sie ernsthaftes Interesse an einer tatsächlich fundierten Ausbildung zum Thema Selbstverteidigung, wenden Sie sich gerne an die Repulzor Wach- und Sicherungsgruppe, einem kiriminalpräventiven Verein, in dem ich auch selber Mitglied bin.

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